Der Flug des Kranich

oder die Sehnsucht nach dem Glück.

 

Erstaunlich, auf welch wundersame Weise

sich der Kranich in die Lüfte schwingt.

Wie`s scheint geht er auf grenzenloser Reise,

"Ob auch das Glück er mit sich nimmt"?

 

Da halt ich`s Glück mal lieber fest

und stopf es tief in meine Seel hinein.

Und doch - wenn`s auch umhüllt ist wie ein Nest,

es flattert, wie ein unstet Kerzenschein.

 

Still und schweigsam und flehentlich allein,

seh` ich den Kranich weit entfliehn,

ich steh am Boden, und ich wein`,

was gäb ich, könnt ich mit ihm ziehn.

 

Da höre ich, zum letzten Male, den Trompetenklang,

so schmetternd laut vom Vogel meines Glücks.

Es ist ein wahrhaft kehliger Gesang,

doch friedlich schallt`s zu mir zurück.

 

Nun seht; der Abend naht, gemahlt in rot,

was war der Tag nur schön.

Zuhause wartet schon das Abendbrot,

"Ob wir uns jemals Wiedersehn"?

 

(Bruno Schöpplein)